Schiffsbojen, Muschelsaft und ein bisschen Kanada- der Caesars
- all about taste Team
- 17. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Im steinernen Kamin prasselte ein Feuer, der Boden war mit antiken Schiffsbretter ausgelegt, Rettungsringe und alte Bojen hingen an den Wänden, ebenso wie rostige Anker und klapprige Laternen, die ein kleines bisschen Licht spendeten, Netze und Hängeleitern hingen von der Decke herab. Hier und da sah man eine alte Schiffsuhr, grün glänzende Blasenschwimmer, grosse Schiffsmasten und Steuerräder entdeckte man in irgendwelchen Ecken im Vorbeigehen. Es roch nach Muscheln mit Rosmarin und Butter. Trubelig ging es zu, Gäste kamen und gingen am laufenden Band, ein Geräuschpegel war immer vorhanden. Trotzdem herrschte eine Atmosphäre zum Fallenlassen, Kerzenschein, entspannende Musik, hervorragendes Essen, vollkommener Wein, Servicekräfte, die es verstanden ihre Gäste jeden Abend aufs Neue mit den Genüssen der kanadischen Küche zu verführen.

So oder zumindest so ähnlich empfand ich das Cannery Seafood Restaurant in Vancouver während meiner ersten Arbeitstage. Lange bevor ich beschloss Deutschland für lange Zeit den Rücken zu kehren und diesen Ort zu meinem neuen Zuhause zu machen, lange bevor mich die Liebe zur schönsten Stadt der Welt packte, das Team des Cannery Seafood Restaurants zu meiner zweiten Familie wurde.
In diesen ersten Tage im verregneten November in Vancouver lernte ich auch das Nationalgetränk der Kanadier kennen, den Caesars. Ein Drink, der so manchem Europäer die Nackenhaare stellt. Ähnlich der Bloody Mary wird er mit Wodka und Tomatensaft als Hauptzutaten gemixt. Statt dem herkömmlichen Tomatensaft verwenden die Kanadier allerdings ihren Clamatojuice, einem Gemisch aus Tomatensaft und Muschelbrühe.
Erfunden wurde er in Calgary, im Jahr 1969 bei der Eröffnung eines neuen italienischen Restaurants, bei dem Walter Chell, der Inhaber des Restaurants schnell einen neuen Drink für seine Gäste benötigte. Er liess sich nach eigenen Aussagen vom Gericht Spaghetti alle Vongole inspirieren. Der Name - klar der kam vom gleichnamigen römischen Feldherrn. Die Bezeichnung “Bloody Caesar” soll aus einer Geschichte herrühren, in der ein englischer Gast zu Walter Chell sagte: Walter, thats a damn good bloody Caesar.
Der Drink schlug ein wie eine Bombe und verbeitete sich von Calgary aus in ganz Kanada. Heute werden über 350 Millionen Caesars pro Jahr in Kanada konsumiert. Und in Calgary ist der 13. Mai als Caesars Day fest verankert.
Der Rest der Welt weiss davon wenig, selbst im Nachbarland USA ist die Bloody Mary noch immer bekannter als der Caesars. Vielleicht liegt es daran, dass die Kanadier den Clamato Juice bereits fertig gemixt herstellen. Die Firma Motts vertreibt diesen und veranstaltet jedes Jahr einen "Best Caesar in Town" - Wettbewerb. Wie seine Schwester, die Bloody Mary ist er ebenso beliebtes Katergetränk. Natürlich gibt es hier verschiedene Varianten, unter anderem auch einen Virgin Caesar ohne Alkohol.

Sein Rezept:
30 ml Wodka
2 Spritzer Tabasco
Salz und Pfeffer
4 Spritzer Worcestershire Sauce
120 ml Mott's Clamato Saft
Er wird in einem Highball Glas mit Eiswürfeln serviert, gerne mit einer Selleriestange und einem Limettenschnitz als Garnierung.
Alternativ habe ich auch schon die Garnierung mit grünen Bohnen oder einer gebratenen Garnele gesehen.
Die Geschichte des Cannery Seafood Restaurants endete traurig, es musste nach 40 Jahren am 27. März 2010 schliessen, da seine Pacht nicht verlängert wurde.
Um Euch ein bisschen an diesem außergewöhnlichen Restaurant teilhaben zu lassen, habe ich das Rezept meines Lieblingsgerichts aufgeschrieben – das übrigens hervorragend zum Caesar passt:
Pan Roasted Mussels with Pine Nuts, Chorizo & Caper – gebratene Muscheln mit Pinienkernen, Chorizo und Kapern
Für 2 Portionen
1 kg Frische (am besten schon gesäuberte) Muscheln
120 g Butter in Würfel geschnitten
70 g Chorizowurst in Scheiben geschnitten
30 g Kapern
1 grosse Tomate, in Würfel geschnitten
15 ml Olivenöl
4 Zweige Rosmarin
30 g Pinienkerne – angeröstet
grobes Meersalz
Die Muscheln waschen und trocknen. Zwei grosse Eisenpfannen auf die Herdplatte stellen und bei höchster Stufe erhitzen (ein Gasherd eignet sich hervorragend dazu). Olivenöl hinzugeben. Einen Teil der Muscheln in die Pfanne geben – nur eine Schicht, nicht übereinander legen. Eine Minute braten lassen, dann die Butter, die Chorizo, Kapern, Tomaten, Rosmarin, Salz und Pinienkerne hinzugeben. Weitere 3 Minuten braten lassen bis alle Muscheln sich geöffnet haben. Diejenigen, die noch geschlossen sind entfernen. Frisches italienisches Weissbrot, angetoastet, passt am besten dazu.
Macht Euch einen kuscheligen kanadischen Abend mit dem Caesar und des leckersten Muscheln, die ich je probieren durfte.
Cheers
Fotos: The Cannery Seafood Restaurant / Mat Hayward fotolia.de
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